Das Big Five-Modell der Persönlichkeitspsychologie ist gemeinhin bekannt und findet im Rahmen vieler Persönlichkeitsfragebögen Berücksichtigung. Das Merkmal „Offenheit“ beschreibt hierbei, ob sich eine Person eher neugierig, abenteuerlustig und kreativ verhält oder eher an Altbewährtem festhält. Rapide verändernde Märkte implizieren die Notwendigkeit für Unternehmen, sich schnell und agil an Veränderungen anzupassen. Vor diesem Hintergrund haben wir im Zuge der Entwicklung unseres neuen Big Six-Persönlichkeitsfragebogen (Erhebung von Integrität als 6. Facette der Persönlichkeit) unter der Skala Offenheit die Subfacette „Lernagilität“ integriert: Personen mit einer hohen Ausprägung suchen bewusst Situationen auf, um etwas Neues zu lernen. Sie eignen sich selber neue Kompetenzen an, sind sich selbst gegenüber äußerst selbstkritisch und reflektieren ihre eigenen Schwächen. Zudem sind sie in der Lage, überholte Sichtweisen zu verwerfen und effektive, neue Wege einzuschlagen, wenn es die Situationen verlangen. Personen mit einer niedrigen Ausprägung sind hingegen eher routineorientiert.
Lernagilität starker Vorhersagewert für Leistung im Job
In unserer Validierungsstudie mit N=200 Berufstätigen wurde der Test zu Lernagilität jeweils den Teilnehmern vorgelegt. Gleichzeitig wurden die direkten Vorgesetzten um eine Einschätzung der Leistung gebeteten. Ergebnis: Es gibt einen hoch signifikanten Zusammenhang (r = .259**, p > .001) zwischen Lernagilität und der Leistungsbewertung. Wer offener ist und mal aus seiner Komfortzone herausgeht, der ist auch leistungsfähiger. Daher ist es wohl sinnvoll, dies vorher bei seinen Bewerbenden herauszufinden.
Keine Unterschiede zwischen Jung und Alt
Unsere Studie mit N=200 Berufstätigen (Abbildung siehe unten) zeigt, dass es entgegen aller Vorurteile kaum Unterschiede in der Lernagilität zwischen verschiedenen Altersklassen gibt. Die Zwillingsforschung sagt auch, dass etwa 50 % der sogenannten erklärten Varianz in unserer genetischen Ausstattung liegt. Ob wir eher Furcht haben oder offen in die Welt gehen, liegt also zu 50 % in unseren Genen und zu 50 % darin begründet, welche Herausforderungen wir in unserem bisherigen Leben bereits zu meistern hatten.